Berufliche Geschlechtersegregation auf Betriebsebene in Deutschland

Status
abgeschlossen
Projektende
30.06.2015
Beschreibung

Das Forschungsprojekt untersucht die berufliche Segregation der Geschlechter auf Betriebsebene. Im
akademischen Diskurs wird berufliche Geschlechtersegregation in zwei Dimensionen unterteilt: Die vertikale Segregation bezieht sich dabei auf die unterschiedliche Verteilung von Männern und Frauen entlang der Hierarchieebenen eines Unternehmens. Im Gegensatz dazu bezeichnet die horizontale Segregation
die ungleiche Verteilung der Geschlechter auf verschiedene Berufsgruppen. Aufgrund der bestehenden Datenlage sind bislang beide Phänomene zumeist getrennt voneinander untersucht worden. Ein theoretischer Zusammenhang wird in der Literatur jedoch vielfach angenommen und soll in diesem Forschungsprojekt nun auch empirisch nachgewiesen werden.

Dabei kann das Forschungsvorhaben in zwei Teilbereiche gegliedert werden. Ziel ist es zunächst, das Ausmaß von vertikaler und horizontaler Segregation innerhalb von Betrieben anhand von geeigneten Maßzahlen zu quantifizieren. Es hat sich gezeigt, dass die Messung von Segregation auf betrieblicher Ebene im Gegensatz zu Betrachtungen auf Arbeitsmarktebene ein höheres Niveau von Segregation nachweist. Um folglich das
Ausmaß von horizontaler Segregation korrekt abzubilden, ist demnach die Wahl der betrieblichen Ebene entscheidend. Außerdem können so Betriebscharakteristika wie Branche, Standort oder Betriebsgröße als erklärende Faktoren für das Ausmaß von vertikaler und horizontaler Segregation herangezogen werden. Der zweite im Rahmen des Forschungsprojektes untersuchte Aspekt bezieht sich auf den Zusammenhang der beiden Dimensionen von Segregation. Dass dieser Zusammenhang besteht, ist sowohl in der öffentlichen
Debatte um die Einführung einer Frauenquote unbestritten wie auch auf Basis deskriptiver Analysen ersichtlich.

Um einen signifikanten Einfluss jedoch belegen zu können, müssen multivariate Analysen angewandt
werden. Dazu sollen im Rahmen des Forschungsprojektes verschiedene ökonometrische Methoden verwendet werden. Zunächst sollen zur getrennten Betrachtung der Dimensionen von Segregation geeignete Segregationsindizes berechnet werden sowie verschiedene Regressionsmodelle (z.B. Modelle der
diskreten Wahl und Paneldatenmodelle) geschätzt werden, um betriebliche Einflussfaktoren auf das Ausmaß von Segregation zu identifizieren. In einem zweiten Schritt werden Simultanitätsmodelle geschätzt, die geeignet sind, um die Interdependenz von horizontaler und vertikaler Segregation abzubilden. Ziel ist
es, den Zusammenhang beider Dimensionen zu quantifizieren. Daraus ergeben sich politische Implikationen und Handlungsempfehlungen für Unternehmen, deren Ziel die Verringerung der geschlechtsspezifischen Unterschiede entlang der Hierarchieebenen ist.

Aufgrund der Untersuchung soll geklärt werden, ob neben der Berufswahl auch die Wahl des Betriebes für die
Karrierechancen von Frauen relevant ist. Erwartet wird, dass ein Abbau der horizontalen Segregation auf Betriebsebene ein geeignetes Instrument zur Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen darstellt. Ein weiterer Fokus liegt auf der Verteilung von Gehältern innerhalb von Betrieben. Bestehende
Studien zeigen, dass der sogenannte "glass ceiling"-Effekt, also die Deckelung von Gehältern für Frauen, nicht nur auf der Gesamtbetriebsebene zu finden ist, sondern auch innerhalb der einzelnen Hierarchiestufen. Auch hier lässt sich ein Zusammenhang mit dem Ausmaß der horizontalen Segregation
vermuten.

  • Stefanie Seifert

Beteiligte Einrichtungen

  • in Kooperation mit der Universität Tübingen